PCD - Primary Ciliary Dyskinesia (Primäre Ziliäre Dyskinese)
Hier geht es zur PCD-Liste bereits Gen-getesteter OES in Europa
PCD wird umgangssprachlich auch Hunde-Rhinitis oder früher ICS (Immotiles Cilia Syndrom) genannt und ist ein in den
letzten Jahren immer häufiger auftretender genetischer Defekt bei vielen Hunden - inzwischen wird berichtet von mehr als 19 betroffenen Rassen!
Mittlerweile kommt dieser Defekt auch beim Bobtail vor in verschiedenen europäischen Linien. Einen sehr ausführlichen
Bericht darüber kann man von einer Züchterin aus Belgien im sehr empfehlenswerten, zweisprachigen OES-Magazin
12/2008 oder jetzt auch im Clubreport CfBrH Heft 1/2011
nachlesen.
Ich selber hatte in meinem langjährigen Zuchtgeschehen Ende 2002 in meinem J-Wurf einen von Geburt an erkrankten
Welpen, der alle Symptome aufwies, die heute die Erkrankung PCD vermuten lassen. Leider kannte damals weder mein
Tierarzt beim Hund diese Erkrankung und auch von anderen Züchtern kam kein entscheidener Hinweis, der mich mit
Sicherheit veranlaßt hätte, den kranken Welpen nach der Einschläferung obduzieren zu lassen. Die Mutterhündin habe ich
kurze Zeit später aus der Zucht genommen. Ich habe damals den gesamten Krankheitsverlauf von meinem “Schnuffelchen” aufgeschrieben und veröffentlicht - wer interessiert ist kann die Geschichte heute noch
hier nachlesen.
Elterntiere, die diese Krankheit vererben, sind selbst meist gesund und völlig unauffällig. Wenn in einem Wurf ein Welpe
auftritt, der nachweislich PCD hat, weiß man, dass beide Elterntiere Träger des Gendefektes sind und dass beide Eltern diesem Welpen das jeweils kranke Gen mitgegeben haben (autosomal rezessiver Erbgang).
Jeder gesunde Welpe dieses Wurfes kann theoretisch ebenfalls Träger des kranken Gens sein und es widerum an seine Nachkommen weitergeben.
PCD-Welpen können zunächst völlig gesund erscheinen und die Symptome im ersten Lebensjahr entwickeln oder aber auch
bereits von Geburt an deutliche Anzeichen für PCD zeigen. Symptome dieses Gendefekts sind mit der Mukoviszidose des Menschen zu vergleichen.
Zunächst zeigt sich oft lediglich ein klarer/weißlicher bis gelb/grünlicher Nasenausfluß, der zum Röcheln, Schniefen und
Husten führt und oft erstmal für eine einfache Erkältung gehalten wird. Bei antibiotischer Behandlung wird es scheinbar
besser, doch werden die Medikamente abgesetzt, kommt es rasch wieder zum Nasenausfluß und anderen
Erkältungssymptomen. Im schlimmsten Falle entwickelt sich aus dem Schnupfen eine lebensbedrohliche Lungenentzündung, die durchaus auch zum Tode führen kann, so wie ich es mit meinem Schnuffel erleben mußte.
Grund für diesen scheinbar unheilbaren Dauerschnupfen ist ein falsch gewachsenes Flimmerepithel in den Atemwegen. Beim
gesunden Säugetier ist der gesamte Atemtrakt mit einer Schicht mikroskopisch kleiner “Härchen” ausgestattet, die immer
in einer gleichmäßigen Bewegung schlagen um Partikel (Krankheitserreger, Staub, Pollen etc.), die mit der Atemluft tief in
den Atemtrakt vorgedrungen sind, wieder Richtung Außenwelt zu transportieren. Diese Härchen (= Zilien) können nur ihren
Zweck erfüllen, wenn sie immer in dieser gleichmäßigen aufeinanderfolgenden Wellenbewegung bleiben (= Kinese).
Bei der Primären Ziliären Dyskinese funktionieren aus bestimmten Gründen diese Wellenbewegungen nicht und die Zilien
scheinen ohne Rhythmus in viele verschiedene Richtungen zu schlagen. Die eingeatmeten Partikel können so nicht aus den
Atemwegen befördert werden und schwächen Lunge, Bronchien und Nasenschleimhaut, so dass diese besonders anfällig für Entzündungen und Infekte werden.
Manchmal können betroffene Hunde mit dieser Erkrankung auch leben, wenn ein bestimmtes Behandlungsschema konsequent
eingehalten wird. Zu diesem Schema gehören bei stark betroffenen Tieren eine Dauermedikation mit bestimmten
Antibiotika. Bei weniger stark betroffenen Tieren muss eine Dauermedikation mit Antibiotika nicht zwingend erfolgen,
jedoch muss jede Atemwegsinfektion sofort mit entsprechenden Mitteln behandelt werden. Bei allen Tieren sollten auf
jeden Fall tägliche Inhalationen und Coupagen erfolgen, sowie dauerhaft schleimlösende Mittel gegeben werden.
Coupagen sollten 2-3 mal täglich erfolgen. Dabei wird beim auf der Seite liegenden Tier mit der leicht hohlen Hand (als
würden sie etwas Flüssigkeit in der Hand auffangen) mit mittlerer Stärke auf den Brustkorb geklopft, um so Schleim aus den Tiefen der Lunge zu lösen und den Abtransport zu erleichtern.
Inhalationen funktionieren am besten, in dem Sie bei geschlossenem Fenster heißes Wasser in die Badewanne geben und so
im Badezimmer jede Menge warmer Wasserdampf entsteht. Der Hund sollte sich ein- bis zweimal täglich ca. 10-15
Minuten im geschlossenen Badezimmer aufhalten. Eine praktische Variante hiervon ist, wenn man selbst gerne lange heiß
badet oder duscht und dabei den Hund mit in’s Badezimmer nimmt. Inhalationen beim Welpen sollten im sicheren Abstand (Achtung! Verbrühungsgefahr!) über einem dampfenden Gefäß mit Kochsalzlösung erfolgen.
An PCD leidenden Hunden dürfen auf keinen Fall hustenunterdrückende Mittel gegeben werden!
Falls Ihr Hund betroffen ist, sollten Sie unmittelbar Ihren Züchter informieren!
Erkrankt der Welpe schon beim Züchter, so sollte der Züchter bereits dafür Sorge tragen, entsprechend zuchtsäubernde
Maßnahmen zu ergreifen. Erkrankt der Hund aber erst nach der Abgabe bei Ihnen zuhause, so steht es in Ihrer
Verantwortung, den Züchter darüber zu informieren, um zukünftig weitere Erkrankungen von PCD aus dieser Zuchtlinie zu verhindern!
Mittlerweile gibt es einen Gen-Test für PCD beim Bobtail - das Formular dazu kann hier heruntergeladen werden und ist ausgefüllt zusammen mit entsprechender
Speichelprobe nach Frankreich an ANTAGENE
zu senden!
Hier geht es zu den Formalitäten für den PCD-Test
Danke an die belgische Züchterin Kris van Beirendonck “Of Snowboot Bear’s”
, die sich sehr dafür eingesetzt hat, daß wir diesen Test jetzt haben!
Weitere Informationen zu diesem Thema kann man unter folgendem Link nachlesen:
www.eurolupa.org
Hier klicken für einen Filmbeitrag
Sollten Sie weitere Informationen benötigen oder Fragen zu dieser Erkrankung haben, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an Ihren Tierarzt bzw. an eine
der großen Universitäts-Tierkliniken in Ihrer Nähe!
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