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Schnuffels Geschichte...
Ich hoffe, ich erreiche mit meinen nachfolgenden Ausführungen auch das Interesse anderer Züchter und ich würde mich über jeden Erfahrungsaustausch mit anderen ähnlich
Betroffenen freuen, denn das macht uns als Züchter nicht dümmer.... Schreiben Sie mir bitte !
Ich nehme es dankbar an.
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 Joyce my Joy...
für die Langersehnte
geb. 29.11.2002 t 27.1.2003
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Die Geburt erfolgte etwas zu
früh (59.Tag), ich war mit meiner Angina selber noch nicht ganz gesund und habe diesem erstgeborenen Welpen völlig unüberlegt das Fruchtwasser aus der Nase mit dem Mund abgesaugt, er hatte etwas lange gesteckt. Ob der weitere Verlauf nun auch etwas mit der Erkrankung des Welpen zu tun hatte bleibt weiterhin Spekulation, die Mutterhündin jedenfalls hatte zur Geburt auch leichten Schnupfen mit Absonderungen aus der Nase. Erfahrene Ärzte behaupten nein, es wäre ein defektes Immunsystem und hätte nix damit zu tun, daß ich oder die Mama erkältet waren.
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Dieser besagte Welpe entwickelte
einen guten Biotonus, hat auch sofort erste Muttermilch getrunken. Bereits am 2. Tag nach der Geburt hörte man röchelnde Geräusche beim Saugen, die immer intensiver wurden, Gewichtszunahme normal. Am 3.Tag nach der Geburt war ich mit dem Welpen das erstemal beim Tierarzt. Diagnose: Schnupfen mit eitrigen Absonderungen aus der Nase. Therapie: Synolox und Salzwasser-Inhalationen, Baypamune.
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Nach einer weiteren Woche ergab ein erstes Antibiogramm des Nasensekrets hämo. Coli-Keim und weitere Therapie mit Synolox, Baypamune. Weiterhin
normal Gewichtszunahme. In der dritten Lebenswoche kam zu
dem Schnupfen eine Bronchitis dazu, erneutes Antibiogramm des Nasensekrets ergab Staphylococcen, Umstellung der Therapie auf Licomycin (Albiotic) oral, Inhalationen, Baypamune....ab der 5. Lebenswoche dazu Bisolvon Hustensaft und Engystol - weiterhin keine Besserung des Krankheitsbildes mit normaler Gewichtszunahme und gutem Biotonus.
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Als der Welpe 6 Wochen alt war
haben wir beschlossen, trotz des gleichgebliebenen Krankheitsbildes, das Antibiotikum abzusetzen, da ja nun der Hund ein eigenes Immunsystem aufbaut. Samstags gabs die letzte Pille und am Montagabend brach der Welpe erstmals mit Erstickungsnot zusammen, zum Notdienst. Der Schleim hatte sich so verdickt, daß ein Atmen nur noch mit gestrecktem Kopf unter großer Anstrengung möglich war, zum erstenmal war der Welpe mit dieser Krankheit hinfällig. Es wurde sofort Cortison (Prednisolon) gespritzt und dazu wieder Lincomycin...nach etwas mehr als 12 Stunden war der Welpe wieder soweit stabilisiert, daß er wieder Nahrung aufgenommen und am Leben teilgenommen hat, einen weiteren Tag später war der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Lebenslustig, munter mit röchelnden verschleimten Bronchien und Eiterschleim absonderender Nase.
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Dieser putzmuntere Zustand bestand
gleichbleibend genau eine Woche bei ununterbrochener täglicher Gabe von 1 Spitze Lincomycin (2ml Albiotic), 3x Bisolvon-Saft und 2x Engystol. Weiterhin lebenslustig und proportional zu den 5 Geschwistern gut entwickelt. Dann brach sie wieder erstickend zusammen, gestreckte Kopfhaltung, keine Nahrungsaufnahme mehr. Wieder schnell in die Klinik. Wir haben mit dem Chef diskutiert....viel Hoffnung gibt es für die Kleine nicht mehr. Ich bin doch auch endlich mal aufgeklärt worden, daß es bei Hund, Kalb, Pferd nach der Geburt eine sympthomatisch gleich verlaufende Krankheitsform vom menschlichen Pseudo Krupp gibt....diese Tiere haben keine Chance, alt zu werden.
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Schnuffels Krankheit war mittlerweile soweit chronisch fortgeschritten, daß sie wohl nur noch mit Cortison am Leben erhalten werden kann....?
Ich habe mich in Absprache mit den beiden Ärzten auf ein letztes Experiment eingelassen. Neben einem Antihistaminikum hat sie ein Präparat gespritzt
bekommen, was man eigentlich nur
bei Pferden einsetzt, um die Bronchien abschwellen zu lassen. Es konnte jetzt sein, daß ihr Kreislauf davon zusammenbricht...aber die nächste Alternative wäre das Einschläfern gewesen, sie quälte sich nur noch....und dann immer dieser Blick....
Auch das hat nicht viel gebracht....weiterhin Atemnot.....
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Sie ist dann geröntgt worden in 3 Ebenen....eindeutig: Lungenentzündung mittlerweile.... Mein Doc hat ihr nun nochmal
Cortison gespritzt und Chloramphenicol, eigentlich knochenmarkschädigend bei so kleinen Welpen....er sagt, wenn sich in 3-5 Tagen nichts wesentlich gebessert hat, dann können wir sie immer noch einschläfern. Dazu gabs jetzt Benadryl N Infant-Saft, weiterhin Engystol. Und siehe da - sie kam wieder auf die Beine - und wie ! Ich hatte bereits an ein Wunder geglaubt...
Gegen Schnuffel sprach die Tatsache, daß sie die Einzige im Wurf war, die das hatte....also doch Immunsystem irgendwo kaputt...? Für sie sprach ihr verdammt harter Lebenswillen, haste noch
nich jesehen ! Soweit erstmal Schnuffels Krankheitsverlauf....ich hatte an dieser Stelle das Gefühl, daß ich sie nicht mehr
lange haben werde, habe eine Rescue-Cortison-Spritze mitbekommen, falls sie nachts wieder zum Ersticken kommen sollte....
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Das Ende...
Ich mochte gar nicht ins Bett gehen.....ohne Schnuffel..... Da stand noch der Mini-Trinknapf
auf meinem Nachtisch, das Zewa-Röllchen für die kleinen Pipi-Pfützen.....das Knuschel-Tierchen, mit dem sie mit Naddel immer gespielt hat.....ihr Hustensaft.... Mein Tierarzt und ich -
wir waren uns nun einig. Ich
habe ihn noch nie weinen sehen, er sagte auch, daß er es immer gut schafft, sich emotional von einzuschläfernden Patienten fernzuhalten, keine Gefühle aufzubauen, aber ihm liefen auch die Tränen....er hat Schnuffel 8 Wochen fast täglich in seinen Armen wachsen sehen und sie so sehr lieb gewonnen...mittags rannte sie noch freudig durch die Praxis und er hatte sich so gefreut über so viel Leben in seiner kleinen Patientin....
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Ich mußte an dem Tag nachmittags nach Stade und guckte nochmal zu den Welpen vor der Wegfahrt und *schock* Schnuffel saß wieder mit
atemringendem gestreckten Hals/Kopf umringt von ihren Geschwistern, die das wohl ganz witzig fanden...so nach dem Motto: Kinder können grausam sein...! Kurzerhand habe ich sie ins Auto auf den
Beifahrersitz verfrachtet und einschließlich
der Rescue-Spritze einfach mitgenommen....sie ist beim Fahren völlig apathisch auf meinen Arm geklettert und eingeschlafen....ich konnte kaum noch schalten, habe mehrmals angehalten um sie zu knuscheln...
Noch nie bin ich wohl so kopflos durch Stade gefahren.... Ich mußte mich arg auf Wesentliches konzentrieren... Schnuffel lag friedlich fertig auf dem Sitz, den Kopf auf der Zewarolle zum besseren
Atmen....als ich nach meinem Termin nach einer Stunde ins Auto zurück kam, lag sie noch genauso ruhig und unberührt wie verlassen....freute sich - Mama ist wieder da und war gleich wieder friedlich
röchelnd in meinem Arm und schlief....
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Zuhause hab ich sie dann erstmal
auf das Sofa gepackt und sie blieb liegen, friedlich... Es war alles so selbstverständlich....als ob sie diesmal wußte: Mama, mach Du schnell Deine Arbeit....ich warte auf Dich und dann fahren wir los zur Regenbogenbrücke, ja ?
Sie machte diesmal keinen gequälten Eindruck....im Gegenteil.....ruhig wartend auf das, was da kommen möge....unaufhörlich Eiter aus der Nase lief....und ihr Blick, dieser Blick.....
Ja....immer dieser sehnsuchtsvolle Kullerblick "Mama hilft mir gleich wieder..." Ich habe dann den Doc angerufen....in Ruhe meine Hunde gefüttert....und sie lag bei der Fahrt
wieder völlig friedlich neben mir...
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Es war nun der
dritte Zusammenbruch mit dem dritten Antibiotikum und einer Lungenentzündung mit Brochialkrämpfen. Es ging nicht mehr...eine halbe Stunde haben mein Doc und ich fast schweigend im Behandlungszimmer gestanden mit ihr und dann verschwand er und kam mit der Betäubungsspritze wieder....fragte mich bedrückt, ob ich dabeibleiben möchte...ich glaube, das war der einzige Moment an diesem Abend, wo ich klaren Kopfes mit vorwurfsvollem "natürlich, selbstverständlich" reagiert habe....er ist dann verschwunden und ich stand da mit meinem Schnuffelchen, was langsam in meinen Armen dahinschwand...
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Ich hatte bereits so eine verdammt enge Beziehung zu diesem Welpen aufgebaut....ich leide heute noch, als ob ein Hund
nach 10 Jahren von mir gegangen ist.....oder noch mehr...ich weiß es nicht....warum ?? Wieso ?? Ist mir auch unklar... Nie wieder werde ich einen Welpen, der an der Zitze röchelt, zum Tierarzt
schleifen !!! Niemals wieder - aber wenn ich es nicht getan hätte....dann hätte ich ja Schnuffelchen nie kennengelernt....
Er hat ihr dann an der Halsvene i.v. das Euthanasie-Mittel
gesetzt....
Schnuffel hatte bis auf 2x24 Std. Ausfall, wo wir sie wieder hochgepeppelt haben acht herrliche Welpenwochen, sie war ein starkes und ein tapferes Mädchen
mit einem ungebrochenem Lebenswillen und der Chef in der Truppe...es hätte uns nur noch die Gabe von Dauer-Kortison
geholfen auf Zeit....sie war so süß...ich leide so sehr unter ihrem Verlust, da sie für mich bereits mein Gänseküken mit Charakter war, was die letzten 10 Tage schon bei mir im Bett mitgeschlafen hatte...vom 3. Tag an hatte ich sie mit mir rumgeschleppt.
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Aufgrund eines Hinweises von einer anderen Züchterin habe ich Serum von ihr für eine Herpes-Studie in Giessen einfrieren lassen. Ich werde vorsichtshalber
auch mein gesamtes Rudel untersuchen lassen und das Ergebnis dann hier veröffentlichen )*, aber ich denke nicht an Herpes in
meinem Wurf, weil ein Welpe das alles sonst niemals mit Antibiotikum überlebt hätte und schon gar nicht mit Kortison, dieses verstärkt nämlich die Herpesauswirkungen noch. Auch hatte ich nie
Durchfälle oder andere entsprechende Ausfallerscheinungen in diesem Wurf, die anderen 5 Geschwister haben sich kräfig und völlig normal entwickelt. Jetzt war eines wichtig - daß ich mich schnell
berappel, damit ich wieder all meine Kraft und Energien in meine 5 gesunden quietschfidelen Welpentiere stecken konnte, die bis dahin wegen Schnuffel viel zu kurz gekommen waren. Die schrien nach
Leben....sie forderten - aber sie werden mich Schnuffel niemals vergessen lassen...
)* Die Herpesstudie in Giessen ergab bei all meinen Zuchthunden ein negatives Ergebnis !
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Schnuffel ist nun unter der Erde. Sie liegt ganz gemütlich bei meiner Freundin Nora hinter ihrem sommerlichem Lieblingssitzplatz am rauschenden
Buchenwald....dicht bei Atze, Baro und Flori....zwar sahen wir aus wie die Schweine, aber es war eine harmonische Bestattung. Ich fühlte mich auch sonderbar gefaßt und habe mir das eingewickelte
Schnuffelchen nochmals genauestens betrachtet...ihr immer noch weiches Fell gekrault und die Pipi-Windel entfernt, bevor der Kehdinger Marschenboden brutal auf ihren kleinen zarten Körper
polterte...obendrauf habe ich 2 Tütchen Vergißmeinicht gestreut...ich geh dann jeden Frühling gucken und werde an dem lauschigen Plätzchen ab & an ein paar Worte mit Schnuffelchen
wechseln....ja, so isses....wie schön, daß es noch so kalt war, da ist das erdliche Gewürm noch nicht aktiv, so durfte sie noch etwas in ihrer ursprünglichen Form verharren...
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29. März 2009 - Anmerkung des Verfassers:
Diese Geschichte habe ich bereits im Januar 2003 unmittelbar nach dem Tod dieses kleinen Welpen aufgeschrieben. Das Schicksal von Schnuffel war für mich
damals ein schwerer Schlag als Züchter, einen Welpen auf diese Art und Weise so hilflos und machtlos von sich gehen zu sehen, daher sind meine Ausführungen verständlicherweise teilweise auch sehr
emotional geschildert. Die Medizin und Forschung beim Hund haben sich weiterentwickelt und so habe ich in Anlehnung an die Erkrankung von Schnuffel eine Abhandlung über die Erkrankung
PCD - Primary Ciliary Dyskinesia (Primäre Ziliäre Dyskinese)
veröffentlicht um Aufklärung zu schaffen, damit zukünftig vielleicht ein nächstes Schicksal wie das von meinem Schnuffel vermieden bzw. betroffenen Hunden
besser geholfen werden kann. Einen weiteren sehr ausführlichen Bericht über PCD kann man im OES-Magazin 12/2008
nachlesen.
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